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DFG-Projekt zu Geschlechterparität in der VWL

Noch lange nicht auf Augenhöhe

Stehen internationale Wirtschaftsbeziehungen, Finanzmarktökonometrie oder Wettbewerbstheorie auf dem Kursplan, steht im Hörsaal meist ein Dozent. Nur 15 Prozent der Professuren in der Volkswirtschaftslehre sind im deutschsprachigen Raum mit Frauen besetzt. Warum die Zahl so gering ist, untersuchen Ökonom:innen der Universität Duisburg-Essen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft stellt dafür in den nächsten drei Jahren eine gute Viertelmillion Euro zur Verfügung.

Gleichstellung setzt sich immer mehr durch – doch im internationalen Vergleich gehört Deutschland dabei zu den Ländern mit dem niedrigsten Anteil an Professorinnen – insbesondere in der Volkswirtschaftslehre. Das Phänomen gibt es auch international: In den forschungsintensivsten volkswirtschaftlichen Fachbereichen stellen laut Studien Frauen weltweit nur ein Viertel der Professor:innen. Zudem sind nur 37 Prozent der wissenschaftlichen Mitarbeitenden weiblich, und die Zahl der Studentinnen stagniert.

Doch warum bleibt die Volkswirtschaftslehre insbesondere in Deutschland trotz zunehmender Gleichstellungsbemühungen weiterhin männlich dominiert? Das ist Thema des neuen Forschungsprojekts „Benachteiligung von Frauen im wissenschaftlichen Kontext der VWL“ der Lehrstühle für Gesundheitsökonomik und für Öffentliche Finanzen an der Universität Duisburg-Essen (UDE). Das Projektteam untersucht geschlechtsspezifische Unterschiede in drei Bereichen: Ko-Autor:innenschaft, Netzwerkverhalten und Zitationsmuster.

Ko-Autor:innen, Netzwerke und Zitationen

„Unsere Grundannahme ist, dass der Publikationsprozess eine zentrale Rolle bei der Erklärung des sogenannten `Promotion Gap´ spielt – also der geringeren Wahrscheinlichkeit, dass Frauen in ihrer akademischen Karriere aufsteigen. Die Ursachen für Unterschiede im Publikationsverhalten sind bisher noch nicht geklärt“, so Prof. Dr. Strohmaier, Expertin für Öffentliche Finanzen an der UDE. „Uns interessiert, wie Entscheidungen bei einer Ko-Autor:innenschaft getroffen werden und wie sich Netzwerkverhalten und Elternschaft auf den Publikationserfolg auswirken“, ergänzt Gesundheitsökonom Prof. Dr. Martin Karlsson.

Ebenso wichtig wie die Anzahl der Veröffentlichungen ist deren Anerkennung innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft, die häufig anhand von Zitationen gemessen wird. Auch hier fehlt bislang ein vollständiges Bild. „Wir untersuchen auch, wie sich Zitationsverhalten in Teams mit unterschiedlichen Geschlechterkonstellationen unterscheidet und welche Vorteile daraus für wissenschaftliche Sichtbarkeit und Wirkung entstehen“, sagt Karlsson.

Gemeinsam mit seiner Kollegin Prof. Dr. Kristina Strohmaier und Post-Doktorandin Verena Bauernschmidt nutzt Karlsson dafür eine einzigartige Kombination aus Umfragedaten u.a. zu Präferenzen und Stereotypen sowie Publikationsdaten und biographische Informationen von Ökonom:innen im deutschsprachigen Raum.

Während der Laufzeit ist die Veröffentlichung von drei wissenschaftlichen Artikeln in begutachteten Fachzeitschriften sowie die Präsentation der Forschungsergebnisse auf nationalen und internationalen Konferenzen vorgesehen. Allen Interessierten an der UDE, insbesondere Mitgliedern von Berufungskommissionen und Gleichstellungsbeauftragten, sollen sie, auch mit konkreten Handlungsempfehlungen, ebenfalls zur Verfügung gestellt werden.

Weitere Informationen:

Prof. Kristina Strohmaier, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Tel. 0201/18-36259,kristina.strohmaier@uni-due.de, Prof. Martin Karlsson, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, martin.karlsson@uni-due.de

Redaktion: Cathrin Becker, Tel. 0203/37 9-2131, cathrin.becker@uni-due.de

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